Montag, 26. November 2012

Liebe Christinnen und Christen!

Wem verkrampft sich nicht jedesmal der ganze Organismus beim Anhören dieser schrecklichen Formel? An vieles gewöhnt man sich so nach und nach - sonst könnten wir gar nicht überleben - an diese Grussadresse aber kann, ja darf man sich nie gewöhnen!
Um es ganz krass auszudrücken: wem diese damit verbundene  Aussage richtig und angemessen erscheint, hat sich bereits ein beträchtliches Stück vom echten Christsein abgewandt.
Christ wird man als getaufter Mensch. Sowenig es Menschinnen gibt, sowenig gibt es Christinnen. Es gibt demgemäss auch keine Katholikinnen und Katholiken! Soviel zur Grammatik. 
Mit der wichtigen Aussage Pauli (im Brief an die Galater) "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus" wird aber etwas anderes deutlichst formuliert und verbindlich gelehrt: das Christentum gibt es nur in einer einzig gültigen, unveränderlichen Ausformung.
Natürlich kann man durchaus sagen, Frau Müller sei Christin oder Katholikin. Es lässt sich aber nicht sagen, die Glieder der Familie Meier seien Christinnen und Christen (oder eben - noch schlimmer - Katholikinnen und Katholiken). Dies würde nämlich bedeuten, die christliche Religion sei eine für Männer oder Frauen, für Juden oder Jüdinnen, Griechen oder Griechinnen, für Arbeiter oder Arbeiterinnen, für Direktorinnen oder Direktoren jeweils andere, spezifisch auf Zeitalter, Geschlecht oder Stand zugeschnittene, oder, noch schlimmer, zu gestaltende Heilslehre.
Und wenn die Anrede an die weiblichen Christen nur noch "Christinnen" zu lauten hat, dann wird damit nicht nur Paulus (und damit seine authentische Verkündigung) unbewusst oder ganz bewusst verunglimpft, sondern die gesamte, spezifisch christliche Predigt und Lehre von den Anfängen bis hin zum heutigen, endlich aufgeklärten und endlich gerechten, feministischem Zeitalter.

(Wie angekündigt, erlaube ich mir, hie und da Einträge aus meinem früheren, nicht mehr anwählbaren Blog nochmals veröffentlichen.)

1 Kommentar:

Admiral hat gesagt…

Ich habe da eine einfache Formel gefunden, damals bei endlosen Vorträgen der Studentischen Selbstvertretung an der Uni:
Der Student.
Die Studentin.
Die Studenten!

Fertig. Mehr nicht.